
Text: Johanna Schmidt
Simbiatu „Simbi“ Abisola Abiola Ajikawo kommt 1994 in London zur Welt. Bekannt ist sie mittlerweile wohl eher unter ihrem Künstlerinnenname Little Simz. Sie ist Sängerin, Rapperin und Schauspielerin und außerdem vor allem eins: unfassbar talentiert.
Bereits 2010 spielt sie in einer Kinderserie der BBC mit und nur fünf Jahre später bringt sie mit gerade einmal 21 Jahren „A Curious Tale of Trials + Persons“ ihr erstes Studioalbum raus. Es findet weltweit Beachtung, sie wird verglichen mit Lauryn Hill und Kendrick Lamar. Das Album erscheint auf ihrem eigenen Label Age 101, ist aber längst nicht ihre erste Veröffentlichung. Bis 2013 hat sie bereits acht Mixtapes aufgenommen. Im Vergleich zu vielen anderen läuft Little Simz auf doppelter Geschwindigkeit. Langsam und leise kann sie aber auch. Das beweist spätestens das 2021 erschienene Album „Sometimes I Might Be Introvert“. Dass nicht alle mit ihrer Geschwindigkeit mithalten können beweist unter anderem die Jury der Brit Awards. Erst in diesem Jahr wurde sie als beste Newcomerin ausgezeichnet. Schneller war da Kendrick Lamar, der schon 2015 festhielt: „She might be the illest doing it right now.“
Little Simz gehört zu diesen Künstlerinnen, auf die sich alle einigen können, aber ganz ohne, dass Musik und Persönlichkeit auch nur im entferntesten den Eindruck erwecken, gefällig wirken zu wollen. In allem was sie tut schwingt dieser Drang mit, etwas neues abliefern zu wollen. Das jedoch ganz unangestrengt und mit einer Leichtigkeit, dass man auch nach allen Veröffentlichungen immer noch die Luft anhält, wenn von weiteren Simz-Releases die Rede ist. Zweifel daran, dass es nicht wieder absolut „groundbreaking“ wird, sollte niemand haben.
„Tell ‚em you‘re nothing without a woman, no
Woman to woman, I just wanna see you glow
Tell ‚em what‘s up
I love, how you go from zero to one hundred
And leave the dust behind
You‘ve got this
All action, no talk“
Es sind Zeilen wie diese aus dem Track „Woman“, die ihr Talent zeigen, aber auch klar machen, dass es nie das Ziel von Little Simz war, den Gipfel alleine zu erklimmen. Sie will andere mitnehmen. In diesem Song zum Beispiel Cleo Sol, selbst Sängerin und Teil des mysteriösen britischen Musik-Kollektivs Sault. Auch Little Simz soll Gerüchten zufolge Teil dieses Kollektivs sein und man fragt sich, wie viel Energie und Können ein einzelner Mensch eigentlich haben kann.
Groundbreaking und grounded. Vielleicht lässt sich so die Essenz von dem, was Little Simz ist zusammenfassen. Mit „Look at what you’ve done, Mum!“ bedankte sich die Künstlerin bei der Dankesrede zum gewonnen Brit Award bei ihrer Mutter, kommt aber auch auf Mary’s Youth Club zu sprechen, einem Jugendclub, in dem ihre Talente entdeckt und gefördert wurden und den sie als „the place where it all began for me, a second home“ beschreibt.
Manchmal brauchen Talente wie Little Simz eben nur eins. Ein Zuhause. Und es wäre wünschenswert, wenn alles unternommen würde, um möglichst vielen dieses Zuhause zu bieten.